Karl Clauss Dietel – von Design und echter Nachhaltigkeit
Karl Clauss Dietel war ein renommierter deutscher Industriedesigner, der für sein einzigartiges Zusammenspiel von Form, Funktion und Nachhaltigkeit bekannt war. Geboren 1934 in Reinholdshain bei Chemnitz, prägte er das deutsche Design maßgeblich. Sein Schaffen umfasste eine Vielzahl von Produkten, darunter Möbel, Beleuchtung und Haushaltsgeräte. Dietel zeichnete sich durch seinen ganzheitlichen Designansatz aus, der ästhetische Eleganz mit praktischer Funktionalität vereinte.
Besonders bemerkenswert war seine Betonung der Nachhaltigkeit: Er bevorzugte recycelbare Materialien, förderte die Langlebigkeit seiner Produkte und setzte sich für eine umweltfreundliche Produktion ein. Als Professor an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig beeinflusste er zahlreiche Nachwuchsdesigner und prägte die Designlandschaft nachhaltig. Dietels Einzigartigkeit lag nicht nur in seinen ästhetischen Innovationen, sondern auch in seinem starken Engagement für ökologische Verantwortung und soziales Bewusstsein, das seine Werke bis heute kennzeichnet.
In der DDR und auch ab der Wiedervereinigung arbeitete Dietel lange Zeit als freischaffender Gestalter. Dabei hatte er es nicht immer leicht, denn Freischaffende seiner Zunft wurden oft aus größeren Projekten gedrängt. Viele seiner Ansätze waren wegweisend und ihrer Zeit voraus.
„Ich habe immer versucht, Dinge zu machen, die eine Alternative in den Grenzen des Machbaren darstellen.”
– Karl Clauss Dietel, 2020
Viele seiner Entwürfe, wie der Wartburg 353 oder Nachfolgemodelle des Trabant, wurden nicht realisiert. Seine Gestaltung und die zugehörige Philosophie fanden aber Anklang und inspirierten Schaffende seiner Zeit.
Schreibmaschine Erika
Dietel entwarf legendäre Schreibmaschinen. Das Modell ERIKA 50/60 wurde über 500.000 Mal gefertigt, die ERIKA 110/120 um die 80.000 Mal.
Simson S 51
Nostalgischer Kultstatus, aus guten Gründen: Die Simson S 50/S 51-Reihe wurde auch Jahre nach Produktionsende (1989) verehrt, modifiziert und in bestem Schuss gehalten. Mit über 1,6 Millionen produzierten Fahrzeugen ist es das meistgebaute Kleinkraftrad Deutschlands.
Heliradio RS 2 F
Dietel entwickelte verschiedene Serien für den DDR-Hersteller Heliradio – mit unverkennbarer Handschrift. Geometrisch, minimalistisch und fast unverwüstlich.
Vom Offenen Prinzip und den fünf großen L
Schon zu einer Zeit, als Nachhaltigkeit noch nicht so stark im Fokus stand wie heute, erkannte Dietel die Bedeutung von Designentscheidungen für die Umwelt und zukünftige Generationen. Er verstand, dass die Auswahl von Materialien und Produktionsprozessen direkte Auswirkungen auf die Umwelt haben kann. Dietel setzte sich für die Verwendung von recycelbaren Materialien ein und betonte die Wichtigkeit von langlebigen Produkten, die leicht reparierbar sind. Diese Prinzipien, die er bereits damals in seinem Designansatz verankerte, sind heute von größter Bedeutung, da wir uns verstärkt mit den Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit konfrontiert sehen. Dietels Erkenntnisse über die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Design sind daher heute relevanter denn je und dienen als Inspiration für Designer und Unternehmen, die sich für umweltfreundlichere und nachhaltigere Praktiken einsetzen möchten.
Anfang der 1980er-Jahre veröffentlichte Dietel unter dem Titel „Die fünf großen L“ seine Produktphilosophie, in die das Offene Prinzip ebenso eingeflossen ist wie Fragen der Langlebigkeit und des Gebrauchs. Für Dietel galt: „Langlebig“ sollten unsere Dinge sein:
„Menschliches weist über die Zeit eines Menschen hinaus. Nicht für den Tag und baldiges Wegwerfen, sondern für langes Nutzen sind die Sachen zu gestalten. Gebrauchspatina als ästhetischer Reiz des Nutzens und Brauchens muss dafür an den Produkten möglich sein. Nicht vor, sondern nach dem Nutzensende soll der moralische Verschleiß liegen. Die Alten fertigten und bauten Dinge, die mindestens drei Generationen nutzten. Heute wirft eine Generation sehr oft die Dinge mehr als dreimal weg. Dieses Prinzip ist durch Haltung zu überwinden. Sie setzt ein ‚offenes Prinzip der Gestaltung‘ voraus.“
„Das offene Prinzip ermöglicht es dem Nutzer, sein Produkt ändern zu können, ohne es wegwerfen zu müssen.”
– Karl Clauss Dietel, 2020
Schon 1969 entwickelte er eine Philosophie, die dem „Offenen Prinzip“ folgte. Demnach soll ein gestalteter Entwurf soll so beschaffen sein, dass er offen ist für Pflege, Reparatur und gegebenenfalls den Austausch einzelner Komponenten, falls technologische Fortschritte dies erforderlich machen. Die Auswirkungen zeigten sich am Moped S 50 des Herstellers Simson Suhl. Basierend auf dem Grundentwurf von Clauss Dietel und Lutz Rudolph aus dem Jahr 1967 wurden bis zum Ende der DDR etwa 15 Generationen des Kleinkraftrads entwickelt. Die Elemente der modularen Bauweise waren weitgehend frei platziert und konnten auch dann wiederverwendet werden, wenn sie technisch erneuert wurden. Diese Flexibilität ermöglichte auch individuelle Varianten. In Kombination mit zeitlosen Formen entstanden so langlebige und umweltfreundliche Objekte.
Die fünf großen L nach Dietel:
- Langlebig
- Leicht
- Lütt (klein)
- Lebensfreundlich
- Leise
Die Erlöse des European Duckrace würdigen das Schaffen von Karl Clauss Dietel
Mit dem Duck Race möchten wir nicht nur einen Beitrag für den Auftritt als Europas Kulturhauptstadt unterstreichen – sondern auch einen besonderen Menschen würdigen. Deshalb möchten wir die Einnahmen nutzen, um eine bleibende Erinnerung zu erschaffen. Dafür gibt es bereits viele Ideen, doch die Entscheidung treffen wir gemeinsam nach der Verantaltung.